Wallbaumrudel

 

Reisen im Sommer

Schottland

Mai / Juni 2012

Ziellos reisen in Schottland - das ist auch dieses Jahr unser Motto! Alles was feststeht, der Nord-Westen soll es bitteschön sein. Und ein bisschen Sonne wäre auch nett!
Wenn wir erzählen, dass wir in ein beliebiges Land in den Sommerurlaub fahren, werden wir immer wieder gefragt "ja wohin denn da genau?". Unsere Antwort bleibt dann immer etwas ungenau, denn wir fahren dahin, wo es uns gefällt und wo das Wetter (vielleicht) brauchbar ist. So auch diesen Sommer!
Die Tage vor unserer Abreise waren wie immer etwas hektisch. Die einzige Reisevorbereitung, die ich wirklich auf die Reihe gebracht habe, war der rechtzeitige Bandwurm-Tabletteneinwurf beim Tierarzt - auf den letzten Drücker zwei Tage vor der Einreise.

1. Übernachtung
24.05.20120/25.05.2012

Sowohl die Briten als auch die Norweger haben ihre scharfen Einreisebestimmungen für Haustiere geändert: keine Bestimmung des Tollwut-Bluttiters mehr, keine Zeckenbehandlung mehr ... aber die strengen,  regelmäßigen Tollwutimpfungen und die Bandwurmtablette (für Great Britan 2-5 Tage vor der Einreise!) müssen nach wie vor sein.
Beim Ticketkauf wollte eine Frau mit ihrem Yorky einchecken. Ihr Problem war, dass die Tollwut-Impfung überfällig war. Also sollte sie nach Calais fahren, ihren Hund impfen lassen und 24 h nach der Impfe wieder kommen.
Obwohl die "Gesundheitsbücher unserer Hunde 1a in Ordnung sind, hat der sehr freundliche Beamte bei der Kontrolle Merle's Impfbücher Grimassen gezogen und telefoniert .. denn die letzte Tollwut-Impfe war länger her, als 21 Tage vor der Einreise - das gilt aber nur für die Erstimpfung! ... Uff !!
Die Fähre hatte fast eine Stunde Verspätung, statt um 17:15 Uhr ging es erst kurz nach 18:00 Uhr los - trotz des schönen, warmen Wetters "auf dem Kontinent" herrschte über dem Kanal Nebel. Die Fähre war neu, groß und ungemütlich. Es gab nur in einem nobel anmutenden Restaurant etwas zu essen - oder Kuchen. Eine kleine Mahlzeit bzw. herzhafter Snack war nicht drin.
Um London herum der übliche Stau - heute mal unfallbedingt - der Rest der Fahrt verlief sehr gut.
Übernachtet haben wir am Ende einer Sackgasse in Dry Drayton. Perfekt: Schönes Wetter, sehr ruhiges Plätzchen und auf den Wanderwegen Freilauf für die Vierbeiner - ein Platz den wir uns merken!

25.05.2012/26.05.2012

Ein sonniger und sehr warmer Tag! Nach einem gemütlichen Frühstück setzten wir unsere Fahrt fort. Anders als 2005 und 2012 nahmen wir diesmal eine Ost-Route, die uns zwei sehr nette Engländer im Schottland-Urlaub 2012 empfohlen haben: Die M1 bzw. A1 (M) bis Scotch Corner (etwas nördl. von York) und dann auf die A 66 nordwestlich abbiegen - oder kurz: man folge konsequent und unbeirrt der amtlichen Beschilderung "The North"!
Ein Versuch im Outlet von Gretna Green einen britischen Internet-Stick zu erwerben war erfolglos, man schickte uns nach Dumfries. Eine sehr schöne Stadt im Süden von Schottland. Hier haben wir bei absolut schottlandunwürdigen Wetter und Temperaturen einen Vodafone-Internetstick, dafür aber kein Eis bekommen.
Da wir ja nun schon mal hier waren (soviel zum Thema "ziellos reisen") wollten wir einen schön gelegenen Badestrand in der Nähe von  Krikudbright aufsuchen, um Strandgang und Übernachtung zu kombinieren.
Hier haben wir 2005 unsere ersten beiden Nächte in Schottland verbracht - aber leider bleibt die Zeit nicht stehen: In der Nachbarschaft zu diesem Badestrand sind drei (unattraktive) Campingplätze entstanden und ein Camping-Verbot am Badestrand ausgesprochen worden.
Ordentlich wie wir sind haben wir uns beim Strandspaziergang zu einem Schiffsgerippe (Havarie im Jahr 1900) im Schlick eingesaut und uns dann an eine geeignete Stelle an die Straße gestellt - ohne Verbotsschild mit tollem Blick in die Bucht und bei immer noch unschottisch warmen Temperaturen und einem starken, tropisch warmen Wind, der im Laufe des späteren Abends nachließ.

26.05.2012/27.05.2012

Bei so einem schönen Wetter hat man gar keine Lust, lange im Auto zu sitzen, aber irgendwie müssen wir uns ja dem Städtchen Oban nähern, von wo aus Montagnachmittag unsere Fähre nach Barra losfährt.
Hier im Süden von Schottland habe ich schwarz-weiß-schwarz gestreifte Kühe gesehen - ja im Ernst - aber leider immer nur vom Auto aus und ohne Chance auf einen kurzen Fotostopp. Das erste Mal habe ich auch gedacht ich hätte mich verguckt ... aber beim zweiten und dritten mal hat Andreas sie auch gesehen.
Dafür haben wir einen sehr steilen Hügel erklommen, auf dem irgendwelche Urschotten wohl mal eine Festung hatten - übrig geblieben ist aber nur der Hügel - und ein Seil (!) um den Auf- und Abstieg zu ermöglichen!
In unmittelbarer Nachbarschaft war eine alte Kirche mit uralten Grabsteinen, die zum Teil umgefallen waren. Die Stimmung in einer wohl sehr alten Ecke des Friedhofs mit den hohen, eng beieinander stehenden Grabsteinen war irgendwie bedrückend!
Also weiter an der Westküste 'gen Norden bis wir an diesen sehr schönen Strand bei Auchenmalg Bay mit den Picknickern und Wohnmobilisten kamen, der mit den Schildern "No Picknick and no Overnightcamping" verzieht war. Da kann man sich wundern und eine nette Dame interviewen, die auf einem Campingstuhl vor ihrem Wohnmobil saß. Diese wusste zu berichten, dass dieser schöne Steifen Land einem netten Farmer gehört, der ein Klo und eine Wasserzapfstelle für all diejenigen, die sich zu benehmen wissen, bereit stellt.
Also haben wir beschlossen uns zu benehmen und uns an den Strand gestellt. Wir genossen den wunderschönen Nachmittag, Merle hat ein bisschen Agility geübt und versucht, sich zu benehmen.
Andreas hat einen Wolfsbarsch gefangen, Janosch hat mit Stöckchen gespielt - wir haben es uns also gut gehen lassen!



27.05.2012/28.05.2012





Heute hat Gabi G. Geburtstag - Herzlichen Glückwunsch! - ich werde ihr eine MMS schicken mit einem echt schottischem Motiv (auch wenn ich jetzt schon weiß, das das aufgrund der merkwürdigen Mobilfunk-Verhältnisse in Schottland etwas schwierig werden kann - wir werden sehen, was der Tag bringt!
Der Weg nach Oban ist - egal von wo - etwas umständlich. Wir entschlossen uns, eine Route zu nehmen, die für uns neu war: Direkt an der Westküste die A 78 nach Norden und dann mit einer Fähre rüber nach Dunoon. Jetzt kamen die ersten Single Track Roads dieses Urlaubs - für uns - speziell für Andreas ja nichts Neues: Auf der B 836 und dann auf einer Straße "ohne Nummer" weiter nach Westen  Richtung Otter Ferry. In Anbetracht der Straßenlage schreibt man jetzt lieber keine MMS an Gabi. Und eben auf der Straße ohne Nummer, die man mit Fahrzeugen mit mehr als 5 to nicht fahren sollte - natürlich Single Track mit beachtlichen Steigungen - begegneten wir einer absolut  unschottischen Lady, die bergab fuhr und uns (wir fuhren bergauf) nötigte, rückwärts in den nächsten Passing Place auszuweichen, der ein beträchtliches Stück weit weg war. Natürlich lief das Ganze schief: Wir kamen von der befestigten Straße ab, unser WoMo neigte sich beachtlich und fuhr sich fest. Dummerweise war nun so viel Platz, dass die "Lady" an uns vorbeifuhr und uns quasi sitzen ließ - da half auch die Differentialsperre nicht mehr.
Also alle raus aus dem WoMo. Vielleicht ein Kilometer weiter unten ist die nächste Farm - wenn in Kürze niemand vorbei kommt, kann man da nach Hilfe fragen ... . Zum Glück kamen nach ein paar Minuten gleich zwei zusammengehörende Pkw vorbei, die uns auch sofort helfen wollten - auch wenn es für sie recht umständlich und zeitraubend und wie sich später herausstellte erfolglos sein würde.
Also fuhren sie weiter, versprachen aber zunächst bei dem Hof um Hilfe zu fragen und wenn das nicht klappen würde einen Service zu schicken. Auf diesem Hof war wohl kein geeignetes Fahrzeug, dass uns freischleppen konnte, aber der nette Schotte rief bei der Nachbarfarm an, die dann auch gleich zu zweit mit einem Pickup anrückten und uns erfolgreich aus der Mocke zogen - echte Schotten halt! ... Abendteuer Schottland!!
Zu mittlerweile recht weit vorgerückter Stunde ging es nun endlich weiter auf der B 8000 Richtung Norden - eine enge Straße, immerhin mit Nummer - aber ohne geeigneten Übernachtungsplatz. Der fand sich erst bei Castle Lachlan gegenüber der Ruine des alten Castle Lachlan, zu dem wir einen kleinen Spaziergang machten und wo ich auch ein nettes Motiv für Gabis Geburtstags-MMS fand. Zurück am WoMo fanden wir unzählige Mücken und im WoMo war es deutlich zu warm, um sich darin bei geschlossenen Fenstern aufzuhalten. Also "keep moving" und ein weiterer Spaziergang die Straße rauf und wieder runter und schnell ins WoMo - zusammen mit X-Tausend Mücken.
Jetzt war endlich Gelegenheit, sich um Gabis Geburtstags MMS zu kümmern - und wir hatten sogar ein Netz, wenn auch ein schwaches.

(Das alte Castle Lachlain und die äußerst wackelige Brücke dahin!)

 28.05.2012/30.05.2012

Sie hatten uns in der Nacht gebissen, die Vampire des Nordens - ich hatte schätzungsweise 80 Stiche am Körper - besonders die unteren Waden waren betroffen, Andreas hatte es nicht ganz so schlimm getroffen. Aus Erfahrung wusste ich, dass es erst in den nächsten Tagen so richtig unangenehm werden würde. Nun denn, da muss man durch und wir müssen nach Oban, um 15:40 Uhr geht die Fähre nach Barra.
Wie sich in Inveraray herausstellte, ist Gabis MMS doch nicht erfolgreich verschickt worden ... ein zweiter Versuch misslang sofort und auch der Versuch einfach mal anzurufen, scheiterte.
Die Weiterfahrt hat dagegen prima geklappt, die Temperaturen waren sehr hoch und der Rest des Rudels erwartete mit Vorfreude moderate Außentemperaturen und ein stetes Lüftchen auf den Äußeren Hebriden. Auf der Fähre gab es für die Zweibeiner eine ausgiebige Dusche. Nach der über 5 stündigen Überfahrt wussten wir aus unserem letzten Hebriden-Urlaub 2010, wo wir für heute unseren Übernachtungsplatz finden sollten: an der Jetty bei Eoligarry nördlich des Flugplatzes (mit Rollfeld auf dem festen Sand bei Ebbe) auf Barra.
Hier gelang es mir endlich, eine MMS an Gabis dienstliche Handy-Nr. zu senden - diesmal ohne (verzögerte?) Fehlermeldung und wir verbrachten zwei Nächte an diesem schönen Ort.
Meine fast unerträglich juckenden Mückenstiche an den Waden behandelte ich mehrmals täglich mit kalten  Meerwasser-Bädern - bis kurz vor dem Schlafengehen, d.h. bis gegen 24:00 Uhr - das half!
 
     

30.05.2012/31.05.2012

Mittwochnachmittag setzten wir mit der picke packe vollgepackten Fähre über nach Eriskay, wo wir gleich am Fähranleger unseren Übernachtungsplatz fanden und eine ruhige Nacht verbrachten. Am frühen Morgen fing es an zu regnen - und der Regen hielt an bis zu unserem Frühstück.
Danach wurde das Wetter wieder "brocken cloudy" und wir starteten den Versuch, die auf Eriskay bekanntermaßen wildlebenden Ponys zu finden - mit Erfolg: Wir fanden eine Herde von 12 Ponys, die aber eher zutraulich waren. Sie ließen sich kraulen und knabberten unsere Kleidung und Rucksäcke an. Das einzig wilde an den Ponys war, dass sie frei waren (=niemanden gehörten) und mal dringend gebürstet werden mussten.
       

31.05.2012/01.06.2012


 
Zurück vom Pony-Trip gab es leckere Rohrnudeln aus dem Omnia-Campingofen mit Vanillesoße. Anschließend fuhren wir über den Damm, der Eriskay mit South Uist verbindet, zu einem schön gelegenen Picknickplatz (Baghasdal) an der Westküste, wo wir die Nacht mit ein paar anderen Wohnmobilisten verbrachten.
Nach dem Frühstück gab es einen schönen Spaziergang zu einer Halbinsel ein Stückchen weiter nördlich von unserem Stellplatz. Auf diesem Spaziergang lernten wir, dass man in der Gegend und um diese Jahreszeit aufpassen muss, dass man nicht auf ein Nest der hier ansässigen Bodenbrüter tritt.

01.06.2012/02.06.2012

Zurück vom Spaziergang gab es für Merle ein bisschen Hürdenspringen mit Ablegen und Voranschicken - man klappt das gut, wenn niemand zuschaut.
Nach dem verspäteten Mittagessen ging es weiter nach Range Head (South Uist) wo wir gegenüber einer kleinen Farm mit muhenden Kühen direkt am Meer einen schönen Stellplatz fanden - natürlich mit Zugang zu einem Sandstrand.
Am nächsten Vormittag ging es nach einem Strandspaziergang und einigen, von Seehunden begutachteten Angelmanövern ein Stückchen weiter auf die Insel Benbecula.
Die Tagesabläufe ähneln sich mittlerweile:
  • mutiger Kontakt mit Atlantikwasser
  • gemütliches Frühstück
  • schöner Strandspaziergang
  • WoMo entsanden
  • und ein Stückchen weiter nördlich den nächsten schönen Stellplatz suchen.

02.06.2012/03.06.2012

Dazwischen an einem der kleinen Lebensmittelgeschäfte vorbei schauen und ein Schwätzchen mit der Kassiererin führen.
Der Wind hatte inzwischen sehr stark zugenommen, wodurch es kühler wurde. Die Sonne blieb - anders als auf dem Mainland oder gar dem Kontinent - da regnete es nämlich!
Beim abendlichen Hundespaziergang gegen 23:00 Uhr entlang der schwach befahrenen Straße kam mir ein Auto entgegen, das auch prompt auf meiner Höhe stehenblieb. Die Seitenscheibe wurde herunter gekurbelt und ein netter Schotte erkundigte sich, ob denn alles ok sei? ... echt schottisch!

03.06.2012 - 05.06.2012

 
Die Nacht war sehr stürmisch und kalt. Auch der nächste Morgen war noch sehr windig, doch der Wind nahm merklich ab. Wir setzten unsere Fahrt fort. Mittags gab es eine Art Pizza aus dem Omnia-Ofen - sehr lecker. Dafür sah der Omnia-Ofen (also der Alu-Topf) nett verkrustet aus und das Kochfeld war interessant gesprenkelt.
Bei mittlerweile prächtigem Wetter erreichten wir einen schönen, unendlich langen Sandstrand auf North Uist, an dem ein Picknickplatz (Baleshare/ganz ohne Infrastruktur aber mit Picknickplatz-Schild) eingerichtet war. Hier standen schon ein paar Wohnmobilisten und wir suchten uns auf dem weitläufigen Gelände einen schönen Stellplatz aus - hier verbrachten wir zwei Nächte.
Der verkrustete Omniaofen wurde gewissenhaft im Atlantik sandgestrahlt - Südsee-Feeling ... wo sind die Palmen?
Am nächsten Tag war das Wetter zunächst nicht mehr so toll, aber immer noch deutlich besser als im Rest des Landes und am Nachmittag gab's wieder Sonne satt!

05.06.2012 - 07.06.2012

Zwei Nächte am selben Ort - ja, man könnte tatsächlich länger bleiben, aber vielleicht fehlt dann die Zeit für andere schöne Plätze? Außerdem war der Wassertank recht leer und der Fäkalientank dafür sehr voll.
Es gab einen schönen Zwischenstopp zur Besichtigung der prähistorischer Steinkreise Pobull Fhinn und des Steinhügelgrabs Barpah Langass bei bestem Wetter und toller Sicht in die weite Landschaft.
Anschließend fuhren wir zum Fähranleger bei Lochmaddy um Frischwasser zu tanken und das Klo zu leeren - und dann auf zu einem uns aus 2010 in bester Erinnerung gebliebenen Sandstrand an der Nord-Westseite von North Uist (Hosta / Bail Loch).
 Hier blieben wir zwei Nächte und verbrachten unsere Zeit mit Fuß- oder Ganzkörper-Bädern, Kuhbeobachtungen und Strandspaziergängen ... und was man sonst so tut, wenn man nichts zu tun hat. ... doch eine wichtige Sache wurde erledigt: Aufgrund des sehr niedrigen Wasserstandes bei Ebbe fiel die Mittagsfähre nach Harris aus, so dass wir diese lieber für Freitagmorgen vorbuchten!
      

07.06.2012/08.06.2012

Heute haben wir eigentlich wieder nichts anderes gemacht, als sonst: Bad, Frühstück, ein kleines Stückchen weiter nach Norden gefahren, zwischendurch den örtlichen COOP aufgesucht und einen wunderschönen Stellplatz auf einer Düne an einem super schönen Strand (Clachan Sands / North Uist, auf dem Weg zum Fähranleger) gefunden.
Nach einem sehr ausgedehnten Strandspaziergang mit diversen Fußbädern und Faxen für die Hunde gab es ein spätes Mittagessen und Siesta in der Sonne.
Abends fing es dann tatsächlich zu regnen an, doch als ich gegen 23:00 Uhr mit den Hunden raus ging, haben wir keine nassen Füße bekommen.
Da wir morgen um 10:00 Uhr am Fähranleger sein müssen, müssen wir uns wohl mal den Wecker stellen!

08.06.2012-10.06.2012

Am nächsten Morgen hatte es doch tatsächlich noch ein bisschen Regen gegeben und außerdem war es sehr windig. Die Überfahrt nach Harris war dementsprechend schwabbelig und als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war unser WoMo irgendwie salzig-krümelig.

In Tabert verköstigten wir erst mal Chips und Andreas den dazugehörigen Fish - wir saßen im WoMo und auf der Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite versuchte mir eine Möwe die Chips vom Munde abzugucken.

 

Es folgte ein kurzer Rundgang durch den kleinen Ort mit Einkauf beim Supermarkt und dann machten wir uns zielstrebig auf nach Hushinish, einem wunderschönen Fleckchen Erde, das wir von unseren ersten beiden Schottlandurlauben kannten. Die Zeit bleibt auch hier nicht stehen -  ein Schild bittet den geneigten Besucher darum, nicht mehr auf die (von Kaninchenbauten durchzogenen) Grasflächen zu fahren. Also stellten wir das WoMo auf dem Parkplatz neben dem Toilettenhäuschen ab.

Wir verbrachten den Nachmittag mit kleinen Spaziergängen und Lesen und Andreas hat ein bisschen rumgeangelt - an diesem Tag erfolglos. Am nächsten Morgen hat er seine Angelversuche fortgesetzt. Ich bin dann irgendwann auch aufgestanden und habe mit den Hunden den morgendlichen Strandspaziergang unternommen. Als ich zurück zu WoMo ging, habe ich leider übersehen, dass auch Andreas auf dem Rückweg war und Merle stürzte ihm entgegen. Eigentlich ganz normal, nur dass zwischen Andreas und Merle der Cattle Grid war (ein gut zwei Meter langes, im Boden eingelassen Gitter, das verhindern soll,  dass die Schafe sich von dem Farmland entfernen, auf das sie gehören). Zum Glück hat Merle den Zwei-Meter-Weitsprung geschafft - das hätte auch schief gehen können.

Ich hatte ein kleines Schwätzchen mit dem örtlichen Farmer, der neben seinem Farmland das Toilettenhäuschen und den Zugang zum schönen Strand in Ordnung hält. Er berichtete, dass sie überlegen einen kleinen Campingplatz anzulegen - nur zu, schließlich sollte der Farmer auch finanziell von dieser Arbeit profitieren.

Im Verlauf des Tages wurde das Wetter immer besser und der Wind ließ nach. Wir machten uns auf zu einem etwas anspruchsvolleren Trip zum nächsten Strand. Andreas hatte einen schweren Fotorucksack dabei - nur leider ohne Speicherchip für den Fotoapparat!

Zurück am WoMo entschloss ich, das Schweißsalz gegen Meersalz zu tauschen und schmiss mich mit Getöse in den Nordatlantik - Andreas folgte nur Minuten später in Badehose und mit Hunden. Die Zweibeiner plantschten japsend im kalten Nass - die Hunde blieben in sicherer Entfernung am Strand. Eine nette Schottin meinte später, die Hunde hätten ausgesehen, als ob sie uns für verrückt hielten.

Andreas abendliche Angelaktion war diesmal mehr als erfolgreich: Zwei Fischmalzeiten für ihn und die Hunde.

10.06.2012/11.06.2012

Am nächsten Morgen verließen wir schweren Herzens den so schönen Ort Hushinish mit dem Ziel  Callanish, wo wir in der Nähe der Standing Stones (I) übernachten wollten.
Auf dem Weg dorthin gab es aber erst noch eine Wanderung zu einer Adler-Beobachtungsstation. Wir haben mit dem Fernglas auch tatsächlich einen großen Vogel gesehen - auf die Entfernung hin, hätte es aber auch eine andere Vogelart sein können.
In Callanish fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Standing Stones. Der Wind war wieder sehr kräftig und kalt, so dass ich mit den Hunden einen großen Teil des abendlichen Besuchs der Steine im Windschutz hinter einer Steinmauer verbrachte, während Andreas seinen Fotografenpflichten nachging.
Er hat sich sogar den Wecker auf 4:00 Uhr morgens gestellt, um die Steine im Morgenlicht zu fotografieren - ging dann aber doch erst gegen 5:00 Uhr los - fast zu spät für das Olympische Feuer, das von einer Fackelträgerin vor ihm den Hügel rauf getragen wurde. Oben gab es dann diverse fotogene Aktionen mit Fackel und Läuferin, begleitet von der musikalischen Untermalung einer Dudelsackspielerin. 

Das Spektakel wurde von zwei Polizisten und den Organisatoren überwacht, von ein paar Presseleuten dokumentiert und einer handvoll zweibeiniger Zuschauer sowie zwei Border Collies bestaunt - und ich hab' alles verschlafen - ich habe nicht mal den Dudelsack gehört. Wahrscheinlich war der Wind zu laut, der übrigens die Fackel zwischendurch ausgeblasen hat, so dass ein Ersatz-Olympisches Feuer herangeschafft werden musste. Dann zog die Mannschaft irgend wann ab, Andreas machte noch ein paar Stein-Fotos im Morgenlicht und schlüpfte dann - wirres Zeug über Olympia und Feuer faselnd - wieder in die Koje.
Den Rest des Tages verbrachten wir in Stornoway mit Einkauf im Giga COOP, Chips und Fish für Andreas, einem kurzen Besuch im keltischen Juweliergeschäft und einem langen Spaziergang im Castle Ground  mit den hübsch angelegten Wegen und abenteuerlichen Pfaden zwischen unzähligen, blühenden Rhododendren. Im Windschatten war es sehr warm und so machten wir irgendwo Stopp und ein Nickerchen.

11.06.2012/12.06.2012

Schon vom Castle-Garten aus hatte Andreas eine Rauchfahne im Norden gesehen - und genau dort hingen wir auch etwas später in einer Straßensperre fest: Ein Stückchen Moor brannte und bedingt durch die andauende Trockenheit hatte die Feuerwehr vor Ort nicht genügend Löschwasser, so dass immer wieder Löschzüge hin und her fuhren. Der Verkehr wurde bröckchenweise durchgelassen und so kamen wir mit etwas Verzögerung bei Tolsta-Beach an.(Zwei etwas penetrante Schotten hatten uns im Stau empfohlen, unbedingt ein kleines Stückchen weiter zu einem etwas kleineren Strand zu fahren. - wir taten es nicht!)
Tolsta-Beach ist ein vielleicht 2,5 km langer und sehr breiter Strand mit breitem Dünengürtel. Ein Besuch des Strandes am späten Nachmittag fiel wegen des Winds eher kurz aus.
Dafür gingen wir am nächsten Morgen den ganzen Strand ab und fuhren anschließend noch zur Bridge to Nowhere. Auf der anderen Seite dieser Brücke geht ein Wanderweg ab, dem wir bis zu einem (vielleicht wegen der Trockenheit) spärlichen Wasserfall folgten.
Anschließend gab es an dem kleinen Strand Garry Beach zwischen Tolsta Beach und der Bridge to Nowhere Mittagspause.

12.06.2012/13.06.2012

Anschließend ging es die Lewis-"Autobahn" wieder zurück nach Harris, wo wir in Luskentyre übernachteten.
Hier hatte Andreas 2010 ein Foto von einer Sandstruktur, die das ablaufende Wasser geschaffen hatte, gemacht, mit dem er im Frühjahr 2012 einen Preis in einer Foto-Fachzeitschrift gewonnen hatte.
Doch weder bei seiner abendlichen Fototour noch bei dem gemeinsamen Strandspaziergang am nächsten Morgen konnten wir annähernd ähnliche Strukturen entdecken, dafür aber andere schöne Motive. 

  

13.06.2012/14.06.2012

Leider waren mit diesem Tag unsere Urlaubstage auf den äußeren Hebriden gezählt - die Fähre nach Skye, der Heimat von Runrig und merkwürdigen Felsformationen war für 16:00 Uhr gebucht.
Die für die 1:45 stündige Überfahrt geplante Duschaktion war für Andreas erfolgreich, fiel für mich jedoch leider aus, weil die Brauseköpfe desinfiziert werden sollten - löblich, aber warum macht man das nicht über Nacht?
Auf Skye angekommen fuhren wir direkt zum Quirang, der ersten merkwürdigen Felsformation. Hier verbrachten wir nach einem ersten Spaziergang den Südhang hinauf (ich ging mit den Hunden nicht ganz bis zur höchsten Stelle - nicht nur wegen der Steilhänge ringsherum, sondern auch wegen der Schafe, die da oben grasten und nur Merles Jähzorn wecken würden) eine ruhige Nacht im schottischen Wind - diesmal nicht, wie 2010 mit den Vorboten eines Filmteams.

14.06.2012/15.06.2012

Während Andreas am nächsten Morgen das Frühstück machte, fuhren mehrere Transporter von Arnold Clark (das ist das britische Pendant zu Herz) auf den Parkplatz und ich erlaubte mir die Frage, ob wir den heutigen Morgen tatsächlich ohne Filmteam gebucht hatten? Tatsächlich wurde eine Menge Fotografenzeug und eine schrill geschminkte Frau auf wahnsinnig hohen Plateauschuhen ausgeladen. Alles wurde ein Stück den Wanderweg entlang verfrachtet, wo die schrill geschminkte Frau in unterschiedlichen Outfits mit der schönen Landschaft von Trotternish im Hintergrund abgelichtet wurde - was für ein Kontrast!
Wir machten uns auf zum Old Man of Storr, den wir auf seinem Berg besuchen wollten - diesmal ging es aber noch ein paar Höhenmeter weiter einen Hang hinter dem Old Man hoch. Eine kleine Wanderung ca. 2 Stunden mit etlichen Höhenmetern und einem tollen Blick von.
Danach steuerten wir Portree an. Hier bekamen wir endlich unsere Schottlandkappen, mit denen wir uns auf dem Runrig-Konzert Ende August im Zeltfestival am Kemnader See sehen lassen können sowie ein leckeres Mittagessen: Nur mit großer Anstrengung konnte ich Andreas überreden, die Fish und Chips vom Dealer im Hafen von Portree gegen Eier in Senfsoße aus der eigenen Küche zu tauschen.
Am späten Nachmittag verließen wir die schöne Insel Skye und machten uns langsam auf den Weg nach Süden
Für die Nacht fanden wir planmäßig einen kleinen Picknickplatz in Glencoe - diesmal verbrachten wir die Nacht nicht in Gesellschaft von Schafen oder Kühen, sondern von Hirschen!


 

15.06.2012/17.06.2012

Am nächsten Tag hatte uns das schlechte Wetter gefunden - oder wir das Wetter: Immer wieder Schauer mit starkem Wind - passte gut zu einem Fahrtag und so kamen wir gegen 17:00 Uhr nach York, wo wir im abklingenden Nieselregen eine Besichtigung des alten Stadtkerns vornahmen und dann nach langer Sucherei einen Übernachtungsplatz bei Thorn Arch an der Einmündung eines Wanderwegs nach Wetherby fanden.
Auch dieser Tag war ein Fahrtag - für den Abend war unsere Fähre von Dover nach Calais gebucht.
Je weiter wir nach Süden kamen, desto sonniger wurde es - der Wind blieb.

Die Fähre (The Spirit of France) war diesmal etwas gemütlicher als auf der Hinfahrt. Wenn wir noch nicht zu Mittag gegessen hätten, hätten wir hier etwas vernünftiges in einer großen Kantine mit Rundumblick bekommen - Fish and Chips vielleicht?

Auch in Calais war das Wetter sehr gut und warm.
Angelockt von meiner zweiten Dusche in 3 1/2 Wochen fuhren wir noch an diesem Abend nach Hause - kurz nach Mitternacht kamen wir an!

Resümee

Schottland, das Land der Highlander, Schafe und der Sandstrände!

Das Volk der Briten ist der Regel ausgesprochen freundlich und hilfsbereit und  total hundeverrückt: Wer einen Hund dabei hat, wird gleich freundlich angelächelt oder angesprochen. Beim Einchecken für die Fähre in Oban beantwortete Andreas die Frage auf die Anzahl der Passagiere mit "... 2 persons and 2 dogs ... " - Antwort des grinsenden Fährangestellten: "oh, we like dogs!".
Auf der Fähre von Skye auf das Mainland verteilte ein Fährangestellter Hundekeks an die mitreisenden Hunde.

Die Lebensmittelpreise sind durchaus akzeptabel, doch wer schottischen Whisky oder so etwas wie Wein kaufen möchte, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen, als in old Germany!

Das war unsere dritte Reise nach Schottland, aber bestimmt nicht unsere letzte!. .
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